An einem sehr heißen Sommertag des erwähnten Jahres stand überraschend Norbert Sebastian (für alle Nobi) vor meiner Tür. Wir hatten uns fast 30 Jahre nicht mehr gesehen. Bei einem dreistündigen „weißt du noch“ war die Zeit wie im Fluge vergangen. Nach unserer Verabschiedung, durchaus etwas aufgekratzt, ließ ich die Sommerabende der Jahre 1971/72 noch einmal Revue passieren.
An besagten Abenden traf sich ein Großteil der Wellener Jugend an der Pumpe neben dem großen Walnussbaum. Zumindest einer der Anwesenden hatte ein Transistorradio dabei. Aus diesem beschallte uns allabendlich der Deutsche Soldatensender auf 935 KHZ und einmal wöchentlich das Schlagerderby mit Karl Ludwig Wolf auf Deutschlandfunk.
Ein willkommener Zeitvertreib war auch das Federballspiel, wenn Lisbeth Pajontzeck die Zeit dafür gekommen sah, schloss sie in Windeseile vorsorglich ihre Fensterläden. Der Grund, sie fürchtete um die Fensterscheiben ihres Hauses (siehe Foto) durch einen hart geschmetterten Federball.
Natürlich bot unser Treff auch die Gelegenheit, dass sich hier und da kleine Liebschaften anbandelten.
Nun aber zurück zu Nobi, dieser war ein sehr musikalischer Typ. Zu seinem Repertoire gehörten unter anderem die mehr als gelungenen Interpretationen von Donovans Ballade – Atlantis, einige Songs mit Robin Gibb und nicht zu vergessen seine Stones. Mein „Musikwunsch“ war einige Male Manfred Manns Hit aus den 1960er Jahren „Fox on the Run“. Daraufh in tippte Nobi mit dem rechten Fuß dreimal auf, um den Takt vorzugeben, dann legte er los: „She walked through the corn leading down to the River…“, immer nah am Original.
Doch wie die Sendungen des Soldatensenders überraschend ab dem 1. Juli 1972 nicht mehr auffindbar waren, so verloren sich auch nach und nach unsere schönen Sommermeetings.
Ein Zitat von Uwe Johnson halte ich zum Schluss für sehr passend: „Heimat ist dort, wo die Erinnerung Bescheid weiß“.
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